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*Rezension* Dünn - von Do van Ranst



Ich freue mich sehr, dass unser 300. Blogbeitrag eine Rezension ist :) So soll es doch sein, bei einem Buchblog :)))

Fee ist es leid. Ihr Freund mag lieber dickere Frauen, ihre beste Freundin hat plötzlich eine neue beste Freundin und ihre Mutter ist tot. Sie starb erst vor Kurzem, und schon jetzt hat sein Vater eine neue Freundin. Ihr Mutter war viel zu dünn. Die neue Freundin ist auch viel zu dünn. Und auch Fee selbst ist viel zu dünn. Die Schuld daran gibt sie ihrem Vater, mit seinem Schönheits- und Schlankheitswahn. 
Sie läuft weg, weg von alldem um zuzunehmen. Sie will nicht zurück kommen, bevor sie nicht endlich zugenommen hat. 
So kauft sie sich ein One-Way-Ticket in die Stadt, schlägt sich dort durch Restaurants und Imbissbuden, trifft einige neue Leute und findet letztlich nicht mehr den Absprung zurück zu kehren, bis die Situation letztlich völligst entgleist und Fee erst zu sich selbst finden muss, bevor sie zu ihrem Vater zurückkehren kann. 


Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, dachte ich einen ganz klassischen Roman über Magersucht. Die junge Fee ist magersüchtig, genau wie ihre Mutter es war. Doch bereits nach ein paar Seiten wurde mir klar, dass es hier gar nicht so viel zum klassischen Thema gibt. 
Viel mehr lernen wir hier über Fee und ihren Alltag in der Stadt. Wie sie sich durchschlägt, wie sie Bekanntschaften macht, wie sie Menschen trifft die ganz anders sind als sie selbst. Manche sind toll, manche weniger. Aber jeder für sich gibt ihr irgend etwas. 
So lernen wir nicht nur die eigentich lebensfrohe und willensstarke Fee kennen, sondern erfahren aus Erzählungen auch viel über ihren Vater und dessen Freundin, die beide offensichtich nicht sonderlich gut auf Fee zu sprechen sind. Ihr Vater hat sich schon ganz kurz nach dem Tod ihrer Mutter, über den sie nicht hinwegkommt, eine neue Freundin gesucht. 
Man hegt als Leser schon sehr früh in diesem Buch einen absoluten Groll auf den Vater und dessen Freundin. Ebenso auf alle Menschen, die Fee etwas böses wollen. 
Fee wird trotz ihres starken Egos als klein und schmächtig dargestellt, aber so will sie gar nicht sein. Sie will zunehmen, sie will ein starkes Mädchen sein, und ich hatte nie das Gefühl, dass sie wirklich ein Probem hat, sondern dass sie zu dem gemacht wurde, was sie heute ist. Ich war froh, dass sie selbst nicht so sein wollte. 

Auch andere Charaktere werden in diesem Buch thematisiert, die teilweise etwas gemeinsames verkörpern: Die Abneigung den Menschen gegenüber, die so dünn sind, wie Fee es ist. Sie packen sie in Watte, behandeln sie wie eine Aussätzige, dichten ihr Krankheiten an, die sie nicht hat. Es ist ein pures Schubladendenken, was mich wirklich traurig gemacht hat. 

Irgendwann so bei der Hälfte driftete das Buch dann aber leider sehr stark ab. 
Ich hatte schon von Anfang an das Gefühl, dass es sehr emotionslos geschrieben ist, dass die Sätze sehr kurz und nichtssagend sind, dass mir einfach etwas mehr Gefühl fehlt. 
Nach der Hälfte ereigneten sich eigentlich keine weiteren Vorkommnisse mehr, es ging einfach nicht weiter in der Story. Es ging nur noch ums essen, was sie wo gekauft und gegessen hatte. Da es kein klassischer Magersucht-Roman war, wie ich anfangs dachte, war das für mich doch etwas Fehl am Platz. 

Bis hier hin hätte ich 2 Sterne vergeben. 

"Ich hasse sie genauso sehr wie meinen Vater. Wie konnte er Mama durch eine mit Haut überzogene Bambusstange ersetzen, die aus ihrem Land geflüchtet ist, weil man sie dort für ein halbes Essbesteck hielt?" (S. 145)

Dann kam das Ende. Und plötzlich war ich vollkommen geflasht, weil auf einmal Dinge geschahen, die ich mir niemals erträumt hätte, von denen ich zu keiner Zeit ausgegangen wäre. Do van Ranst hat eine Geschichte geschaffen, die erst am Ende ihre Blüte öffnet und sich dem Leser offenbart, und schon sieht man das ganze Buch mit anderen Augen. 

Um die Schönheit und Intensität dieses Buches zu erleben, muss man wirklich bis zur letzten Seite durchhalten. 
Allerdings war dann plötzlich alles wieder etwas zu rund, und nicht wirklich realistisch. Nicht alle Probleme lösen sich von jetzt auf gleich in Luft auf, und alles ist wieder gut.

Mit 290 Seiten ist dieses Buch eher schnell erledigt, zweimal angesetzt, schon ist man durch. Es bleibt einem allerdings wohl auch nicht lang im Kopf. 

Sprachlich und Stilistisch hat es wenig zu bieten, auch wenn die Message dahinter eigentlich eine Gute ist. 

Ich würde gute 3,5 Sterne für das Gesamtpaket vergeben, da ich mich aber entscheiden muss, runde ich auf 3 Sterne ab. 
Eine wirkliche Leseempfehlung kann ich nicht aussprechen, weil es echt Überwindung kostet, bis zum Ende durchzuhalten. 

Ich bedanke mich beim Carlsen Verlag für dieses Rezensionsexemplar

Kommentare

  1. Hallo und guten Tag,

    ja, dass Ende war wirklich das Entscheidende und letztendlich in der Summe der Knaller. Zum Teil ziemlich abgedreht und verwirrend.

    Aber es war schon irre auf welche Gedanken und Einfälle Menschen in bestimmten Situationen kommen und das war es dann auch , was mich persönlich zum Nachdenken gebracht hat...

    Ich denke mir, dass man hier viel zwischen den Zeilen lesen und bedenken soll und... diese Vorurteile und das Schubladendenken davon ist noch keiner frei...

    LG..Karin..

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