Pia ist ein
Reisemensch. Für sie ist ein Haus, ein Auto, ein festes soziales Umfeld eher
eine Belastung, als eine Sicherheit. Sie mag keine Sicherheiten, sie steht auf
das aussergewöhnliche Abenteuer.
An ihrer
Seite hat sie ihren Sohn Paul. Mit dem Muttersein hat sich vieles in ihrem
Leben geändert und ganz oft hat sie sich gefragt ob auch sie sich nun ändern muss. Sie kam
irgendwann zu dem Ergebnis, dass man auch mit Kind man selbst bleiben kann und
seine Vorlieben weiter ausleben kann, solange man die nötigen Vorkehrungen
trifft.
„Mama sind
wir bald da“ ist eine klassische Frage, die man wohl oft hört, wenn man Kinder
hat und mit diesen verreist. Sehr oft hat mich dieses Buch an meinen eigenen
Sohn Paul erinnert. Wie Pia war auch ich eine Weile mit meinem Paul alleine,
habe mir oft die selben Fragen gestellt, und einige ihrer beschriebenen Szenen
erlebt – wenn ich dafür auch nicht gerade über einen Krokodil-Tümpel fahren
musste.
Dieses Buch
hat mich zwiegespalten, in jeglicher Hinsicht.
Die ersten
Seiten haben mich bereits gefesselt, weil Pia Volk einen wahnsinnig guten
Schreibstil hat. Oft habe ich besonders bei deutschen Autoren den Eindruck
einen Aufsatz zu lesen, aber bei diesem Buch hatte ich wirklich das Gefühl, ein
BUCH in der Hand zu halten. Sie beschreibt mit Lebendigkeit und Leidenschaft
die einzelnen Szenen. Zudem ist sie hoffnungslos ehrlich, was mich besonders
fasziniert hat. Sie würde Paul gerne den Krokodilen zum Fraß vorwerfen, sie war
genervt von einem schwitzenden schreienden Säugling und sowohl peinlich
berührt, als auch wütend, wenn Paul sich in Menschenmassen auf den Boden
schmiss und den eigentlichen Plänen nicht folgen wollte.
Das hat mich
wirklich begeistert. Viel zu häufig lesen wir, wie toll Kinder sind, wie gut
sie sich benehmen und dass es einfach daneben ist, wenn man als Mutter auch mal
genervt ist. Wir bekommen vorgegeben, dies nicht sein zu dürfen.
Aber Pia
Volk hat die Wahrheit geschrieben. Und ich konnte es so gut nachvollziehen und
war richtig erleichtert, dass auch sowas mal ausgesprochen wurde.
Leider hatte
ich dann in der zweiten Hälfte des Buches das Gefühl, dass all ihre Reisen
davon geprägt waren, dass sie genervt von Paul war, bzw. Paul genervt von den
Reisen war. Ständig bockte er, hatte keinen Spaß oder keine Lust mehr und Pia
war genervt von seinem Verhalten. Da kam bei mir dann wirklich irgendwann die
Frage auf, warum sie trotzdem immer wieder diese Reisen geplant hat und sie mit
ihrem Sohn unternommen hat. Nur, um ihm was von der Welt zu zeigen, was er
eigentlich nicht sehen wollte?
Generell
hatte ich in der zweiten Hälfte das Gefühl, dass es langsam etwas uninteressant
wurde.
Irgendwie
stand in diesem Buch nichts im Vordergrund. Die Reisen wurden thematisiert,
aber nicht so richtig ausgeschmückt. Ebenso das Muttersein, bzw. das Reisen mit
Kind.
Ich hätte
mir einfach etwas mehr von Pia und Paul gewünscht, auch etwas mehr drumherum.
Wo ist der Vater? Wie lief die Planung jeweils ab? Was hat Paul zuhause
gemacht? Wie lange dauerten die Reisen, und musste Paul nicht zur Schule? Wie
hat sie das ganze finanziert? Gab es Unterstützung? Woher kommen diese Freunde
überall? Fragen über Fragen mit denen ich leider zurückgelassen wurde.
Abschließend
kann ich sagen, dass die erste Hälfte des Buches spannend, witzig und
informativ war, dass es leider dann aber nachgelassen hat und dass das Buch für
mich einige Schwachstellen hat. Trotzdem ließ es sich sehr gut lesen, und der
überragende Stil gepaart mit der tollen Ehrlichkeit einer Mutter, ist wirklich
hervorzuheben. Ich würde diesem Buch eine Leseempfehlung aussprechen. Trotzdem
kann ich vom Gefühl her leider nur 3 Schmetterlinge vergeben, weil es mir einfach
irgendwann zu langweilig wurde, und weil mir wirklich etwas „drumherum“ gefehlt
hat.
Das sind
aber GUTE 3 Schmetterlinge.
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