"Mein Name ist Eva Ludwig. Ich bin 33 Jahre alt und Physiotherapeutin. Meine Mutter starb an einem sonnigen Tag an einem Wespenstich. Ich lag im Bett und schlief. Mein Vater fand meine Mutter; davon hat er sich nicht erholt und ist gegangen. Er hat sie so geliebt, dass er nicht mit mir, ihrer kleinen Kopie, leben wollte. Ich kam zu Oma. Daran erinnere ich mich nicht. Das ist eine Geschichte, die mir erzählt wurde. Sie hat den gleichen Effekt auf mich wie die Geschichte der kleinen Hexe oder Ronja Räubertochter: Ein bisschen gruselig, aber am Ende sind die Mädchen die Heldinnen.
Dies hier ist keine Geschichte, und am Ende bin ich nicht die Heldin.
Also, wer bin ich?" (S. 228)
Diese Zeilen drücken für mich tausend mal mehr aus, als wenn ich eine Zusammenfassung über den Inhalt schreiben würden. Und sie sagen alles, was wir wissen müssen.
Eva ist bei ihren Großeltern aufgewachsen, nachdem ihre Mutter starb und ihr Vater gegangen ist.
Sie ist behütet und voller Liebe aufgewachsen. Sie hatte immer alles, was sie brauchte. Und dafür ist sie ihrer Oma so wahnsinnig dankbar. Sogar so dankbar, dass sie die alte Lady - nachdem diese mit 79 Jahren mit Opa Schluss gemacht hat - in ihren Wagen läd und kurzerhand mit ihr nach Italien ans Meer fährt.
Genau das kommt ihr auch selbst sehr gelegen, weil sie für sich selbst auch vor Entscheidungen steht, die sie niemals treffen wollte. Die aber nunmal getroffen werden müssen.
Ein wundervoller Generationen-Roman mit wahnsinniger Tiefe und vielen Gefühlen - ohne schwer und erdrückend zu wirken.
Sabine Heinrich schreibt von den kleinen und großen Sorgen des Alltags, vom Älter werden und dem Nicht-Glücklich-Sein genauso wie von dem Gerne-Haben-Wollen und dem Zu-Faul-Sein-Etwas-Zu-Ändern.
Sie schreibt mit einer Herzlichkeit und Wärme über das Italien im Januar, über die Menschen und ihre Mentalität die sich auch vom Schnee nicht vertreiben lässt. Für mich, die schon 15 Jahre nicht mehr mit dem Auto da war, hat die Autorin vergessene Erinnerungen aufleben lassen.
Sie hat wundervolle Protagonistinnen geschaffen, bei denen man irgendwann das Gefühl hat, es könnte auch ein und die selbe Person sein. Ein Mutter-Tochter-Verhältnis zwischen Oma und Enkelin.
"Und ich rieche Johannes so gerne, morgens. Er riecht so wundervoll hinterm Ohr. Dort riechen Menschen, wie sie eigentlich riechen, hast du mir mal gesagt!" (S. 230)
Das Buch führt viele Gefühle auf und lässt den Leser sentimental werden, aber nicht ohne zu vergessen, dass es auch Spaß am Leben gibt. Es werden auch humorvolle Späße und Szenen eingefügt, die dem Buch eine gewisse Leichtigkeit verleihen, so dass man es mit Spaß und Freude lesen kann.
Ich mochte einfach alles an dem Buch. Vom Titel, über Cover, bis hin zu Stil und Protganoisten. Sogar das Ende war für mich absolut stimmig. Es gab keine Längen in diesem Roman, es gab keine unsympathischen Personen, es gab kein hin und her und es passte einfach alles zusammen.
Von mir gibt es für dieses wundervolle Buch 5 / 5 Sternen und eine Leseempfehlung!
Es ist das erste Buch was ich in diesem Jahr auf meine "best of 2014" - Liste setze!
Das klingt wirklich wunderschön.
AntwortenLöschenDanke für diese tolle Rezension.
Liebe Grüße
Vanessa